Messprogramme einkaufen oder selbst erstellen?

Eine Entscheidungsgrundlage
Die Qualitätssicherung steht oft vor zwei gegensätzlichen Herausforderungen:
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Geringe Auslastung der Messtechniker: In Zeiten mit wenig Prüfaufträgen sind hochqualifizierte Fachkräfte nicht voll ausgelastet, was zu Ineffizienzen und unnötigen Kosten führt. Gleichzeitig kann es passieren, dass vorhandene Messgeräte nicht optimal genutzt werden, wodurch Investitionen nicht den gewünschten Mehrwert bringen.
„Stillstand kostet Geld – und in der Qualitätssicherung erst recht.“
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Produktionsspitzen und Engpässe: Steigt das Auftragsvolumen sprunghaft an, kommt es schnell zu Kapazitätsengpässen in der Messtechnik. Verzögerungen, Qualitätsrisiken und hohe Belastung der Mitarbeitenden sind die Folgen. Oft müssen dann kurzfristige Lösungen gefunden werden, die mit zusätzlichen Kosten oder Kompromissen bei der Qualität verbunden sind.
„Wenn der Prüfaufwand die Kapazität übersteigt, leidet entweder die Qualität oder die Lieferzeit.“
Gleichzeitig wird es durch den Fachkräftemangel immer schwieriger, qualifizierte Messtechniker zu finden. Die Ausbildung in diesem Bereich ist zeitaufwendig, und erfahrene Fachkräfte sind stark nachgefragt. Unternehmen stehen daher vor der Entscheidung: Make or Buy? Soll die Messtechnik intern weiter ausgebaut oder an externe Dienstleister ausgelagert werden?
Um Ihnen die Entscheidungsfindung zu erleichtern, möchte ich Ihnen eine Excel-Vorlage mit an die Hand geben, die Ihnen den nötigen Überblick verschafft.
Weitere Informationen dazu finden Sie am Ende des Beitrages – und jetzt viel Spaß beim Lesen!
Das Problem
Warum interne Messtechnik an ihre Grenzen stösst
Die Qualitätssicherung steht oft zwischen zwei Extremen: Phasen geringer Auslastung auf der einen, Produktionsspitzen mit Engpässen auf der anderen Seite. In der Praxis bedeutet das: Mal gibt es zu wenig zu tun, mal zu viel – aber nur selten den goldenen Mittelweg.
In ruhigeren Zeiten bleiben hochqualifizierte Messtechniker unterfordert, Messgeräte ungenutzt und bereits getätigte Investitionen liegen brach. Das verursacht nicht nur unnötige Fixkosten, sondern auch Unzufriedenheit im Team. Stillstand ist in der Produktion immer teuer – in der Qualitätssicherung umso mehr, weil hier besonders teure Ressourcen gebunden sind.
Also warum Fixkosten tragen, wenn man nur für das bezahlen kann, was man wirklich braucht?
Steigt das Auftragsvolumen dann plötzlich an, schlägt das Pendel in die andere Richtung aus. Interne Kapazitäten stossen schnell an ihre Grenzen, insbesondere wenn Neuteile geprüft oder zusätzliche Merkmale programmiert werden müssen. Die Folge: gestiegener Termindruck, Qualitätsrisiken durch improvisierte Prüfstrategien und ein enormer Stressfaktor für das Fachpersonal. Nicht selten werden Kompromisse bei der Prüfgenauigkeit eingegangen, nur um Lieferzeiten halten zu können – mit potenziell teuren Folgen.
Erschwerend kommt der Fachkräftemangel hinzu: Die Zahl qualifizierter Messtechniker ist begrenzt. Ihre Ausbildung ist zeitintensiv und komplex, die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt hoch. Selbst wenn man geeignete Bewerber findet, dauert es lange, bis sie produktiv eingesetzt werden können – insbesondere bei komplexen 3D-Messsystemen. Das macht die interne Kapazität nicht nur kostspielig, sondern auch schwer planbar.
Ein weiterer Aspekt ist die technologische Entwicklung: Moderne Messprogramme müssen den aktuellen Anforderungen nach ISO-GPS und ASME entsprechen, die sich regelmässig weiterentwickeln. Wer intern arbeitet, muss Normenpflege, Weiterbildungen und Software-Updates mitbedenken – und dafür regelmässig Zeit, Budget und personelle Ressourcen bereitstellen. Doch genau das fehlt oft im Alltagsgeschäft.
Die Folge ist ein dauerhaftes Ungleichgewicht: Zwischen den Anforderungen an Präzision, Flexibilität und Normsicherheit auf der einen Seite – und real verfügbaren Ressourcen auf der anderen.
Die Lösung
Was externe Messdienstleister wirklich leisten
Wer externe Dienstleister für die Erstellung von Messprogrammen einsetzt, gewinnt vor allem eines: Handlungsspielraum. Denn im Gegensatz zu internen Strukturen, die auf permanente Auslastung angewiesen sind, lassen sich externe Leistungen bedarfsorientiert abrufen – ohne Fixkosten und ohne langfristige Bindung. Diese Flexibilität kann zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil werden, gerade in volatilen Märkten.
Ein zentraler Vorteil externer Anbieter ist ihre Spezialisierung auf Normkonformität und Auditfähigkeit. Während interne Teams oft nur bei Bedarf Normen nachschlagen, arbeiten externe Spezialisten täglich mit aktuellen ISO-GPS- und ASME-Anforderungen. Sie garantieren, dass alle Programme den jeweils geltenden Standards entsprechen – dokumentiert, prüfbar und rechtssicher. Unternehmen, die sich hier auf veraltete Prüfstrategien verlassen, riskieren fehlerhafte Messergebnisse, Ausschuss oder Kundenverluste durch mangelhafte Nachweise in Audits.
Hinzu kommt die technische Effizienz: Externe Dienstleister arbeiten mit leistungsstarker Offline-Simulationssoftware und virtuellen Maschinenmodellen – sogenannte digitale Zwillinge. Dadurch können Programme vollständig vorbereitet werden, ohne reale Maschinen zu blockieren. Die Simulation ermöglicht die exakte Optimierung von Messstrategien, Antastmustern und Bezugssystemen. Laufzeiten werden verkürzt, Kollisionen vermieden, Messfehler eliminiert. Das Ergebnis: schnellere Prüfprozesse, minimierte Rüstzeiten, maximale Präzision.
Ein gutes Messprogramm spart nicht nur Zeit, sondern auch Nerven.
Auch wirtschaftlich lohnt sich der Zukauf: Anstatt dauerhaft Personal- und Softwarekosten zu tragen, zahlt man nur dann, wenn eine Leistung tatsächlich erbracht wird. Besonders für kleine und mittlere Unternehmen, die keine konstant hohe Auslastung in der Qualitätssicherung haben, bietet das einen enormen Kostenvorteil. Studien und Praxisbeispiele zeigen, dass durch externe Programmierung Einsparungen von bis zu 63 % pro Jahr möglich sind – durch reduzierte Personalkosten, geringere Investitionen und entfallende Wartungskosten für Messtechnikgeräte.
Ein oft unterschätzter Aspekt ist der Zugriff auf externes Fachwissen: Dienstleister bringen Erfahrung aus verschiedensten Branchen und Projekten mit. Sie kennen typische Problemstellungen und Best Practices, die intern oft nicht zur Verfügung stehen. Unternehmen profitieren so nicht nur operativ, sondern entwickeln langfristig auch ihre eigene Messtechnikkompetenz weiter – durch Wissens- und Methodentransfer. Externe Programme können als Lernvorlagen dienen, interne Workflows inspirieren oder als Basis für eigene Anpassungen genutzt werden.
Ein weiterer Punkt: Der Einsatz hochwertiger Simulationssoftware ist teuer – sowohl in der Anschaffung als auch im laufenden Betrieb. Für viele Unternehmen rechnet sich die Investition nicht, insbesondere wenn sie nur gelegentlich benötigt wird. Externe Anbieter stellen diese Infrastruktur bereit – inklusive geschultem Personal, regelmässigen Software-Updates und bewährten Prüfstrategien. Unternehmen müssen sich nicht selbst um Lizenzen, Schulungen oder Systempflege kümmern – das spart nicht nur Geld, sondern auch Zeit.
Kurz gesagt:
Qualitätssicherung ist keine Kostenstelle – sie ist eine Investition in die Zukunft.
Wer auf externe Messdienstleistung setzt, sichert sich nicht nur Entlastung, sondern auch ein deutliches Qualitäts-, Zeit- und Wissensplus – bei gleichzeitig reduzierter finanzieller Belastung.
Die Entscheidung
Fazit: Make or Buy?
Ob und wann der Zukauf von Messprogrammen sinnvoll ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: dem verfügbaren Fachpersonal, dem Auftragsvolumen, dem gewünschten Qualitätsniveau und nicht zuletzt vom Investitionsspielraum. Die Entscheidung sollte daher nicht pauschal, sondern auf Basis konkreter Unternehmenskennzahlen getroffen werden.
Dabei geht es nicht nur um reine Kostengegenüberstellungen. Auch qualitative Kriterien wie Normensicherheit, Laufzeitoptimierung oder Reaktionsfähigkeit auf Produktionsspitzen spielen eine Rolle. Dabei sollten nicht nur kurzfristige Einsparungen, sondern auch langfristige strategische Vorteile berücksichtigt werden.
Ein kurzfristiger Personalengpass mag sich überbrücken lassen – aber wie sieht es mit der strategischen Ausrichtung der Qualitätssicherung in den nächsten fünf Jahren aus? Welche Rolle spielt Messtechnik in Ihrem Unternehmen künftig – eher unterstützend oder als kritischer Erfolgsfaktor?
Wer seine Prüfstrategie heute flexibel und vorausschauend aufstellt, kann morgen nicht nur schneller und präziser messen – sondern langfristig auch wirtschaftlicher handeln. Nur so gewährleisten Sie, dass Ihr Unternehmen flexibel auf Marktschwankungen reagieren kann und gleichzeitig höchste Qualität bietet.
Besonders hilfreich ist es, verschiedene Szenarien zu simulieren:
- Was kostet die interne Erstellung eines Messprogramms inklusive aller Nebenkosten?
- Wie sieht der Break-even aus, wenn externe Dienstleister einbezogen werden?
- Welche Investitionen entfallen, welche Fixkosten bleiben?
- Was passiert, wenn ein neues Produkt plötzlich kurzfristig geprüft werden muss – oder ein Audit ansteht?
Die eigentliche Fragestellung sollte demnach lauten:
Wann, in welchem Umfang und unter welchen Bedingungen ergibt es für uns wirtschaftlich und strategisch Sinn?
Mein Goodie für Sie
Und um diese Frage systematisch beantworten zu können, stelle ich Ihnen eine Excel-Vorlage zur Verfügung, mit der Sie individuelle Szenarien berechnen, Kosten vergleichen und unterschiedliche Modelle bewerten können. Die Vorlage berücksichtigt sowohl fixe als auch variable Faktoren und unterstützt Sie dabei, Chancen und Risiken objektiv zu analysieren.
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