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ISO-GPS

💥 Ich will ISO-GPS nicht! – Aber du nutzt es längst.

Christian Schärer
Christian Schärer |

Ein unscheinbares Symbol auf der Zeichnung – und schon gilt das ganze ISO-GPS-System. Klingt übertrieben? Ist aber Realität. Viele Konstrukteur:innen, Prüfverantwortliche oder Fertigungsingenieur:innen glauben, ISO-GPS sei optional oder nur etwas für "High-End-Zeichnungen". Doch sobald auch nur ein Symbol aus dem ISO-GPS-Universum auf der Zeichnung auftaucht – zum Beispiel eine Ebenheit, ein Bezug oder eine Oberflächenangabe – gilt das gesamte Regelwerk.

Was bedeutet das konkret?

Ein kleiner Auszug aus der ISO-Norm bringt es auf den Punkt:

„Sobald ein Teilbereich des ISO-GPS-Systems in einer Produktspezifikation aufgerufen wird, gilt das gesamte ISO-GPS-System als aufgerufen, wenn es nicht anders gekennzeichnet ist.“
(ISO 8015, Abschnitt 5.1)

Das heisst:
Wer eine GPS-Spezifikation auf der Zeichnung verwendet, ruft automatisch das gesamte System auf, inklusive:

  • der grundlegenden Normen wie ISO 8015, ISO 1101 oder ISO 5459,

  • den Bezugsbedingungen (z. B. ISO 5459),

  • der Referenztemperatur (ISO 1),

  • und den Entscheidungsregeln fĂĽr Konformität (ISO 14253).

Warum ist das wichtig?

Weil damit Verbindlichkeit entsteht.
Wenn du ISO-GPS auch nur teilweise nutzt, gilt es ganz – es sei denn, du widerrufst es explizit durch einen entsprechenden Hinweis (z. B. „gemäss Werkstandard XY“ oder „nach DIN XYZ“).

Wer das nicht weiss, riskiert Missverständnisse in der Produktion, Reklamationen oder sogar rechtliche Probleme bei der Konformitätsbewertung.

Ein Beispiel aus der Praxis

Du zeichnest eine Ebenheit mit dem Toleranzsymbol:

Ebenheitspezifikation

Ganz harmlos, oder? Doch mit diesem einen Symbol tritt die gesamte Systematik in Kraft:

  • Die Toleranzzone ist per Definition zweidimensional,

  • gemessen wird bei 20 °C (ISO 1),

  • und bei der Bewertung ist die Messunsicherheit zu berĂĽcksichtigen (ISO 14253).

Fazit: Wer GPS sagt, sagt alles.

Auch wenn du "nur schnell eine Toleranz" einzeichnest – du öffnest die Tür zum ganzen ISO-GPS-Haus. Und das ist auch gut so: Es schafft Verbindlichkeit, Vergleichbarkeit und Klarheit. Aber nur, wenn man die Regeln auch kennt.

👉 Unser Tipp: Wenn du GPS-Symbole verwendest, mach dir bewusst, dass du damit viel mehr festlegst als nur eine Zahl. Und wenn du’s nicht willst, musst du’s ausdrücklich sagen.


Willst du ISO-GPS wirklich nicht?
Oder willst du es richtig anwenden?

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